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Gruft mit Aussicht

Aufgeführt vom 12. – 21. September 1997 im Theater Rigiblick, Zürich

Der Autor

Norman Robbins hat zwar Drama studiert, ist aber ein wahres künstlerisches Multitalent: Der Regisseur und Theaterautor hat als Schauspieler auf Bühnen und im Fernsehen schon mit und unter wichtigen Vertretern seiner Zunft gearbeitet (Hylda Baker, Alec Guiness, Paul Newman und viele andere). In den 70er Jahren begann er ernsthaft zu schreiben, war Gastprofessor für Drama in America und verfasste Dialoge für britische Fernsehserien, meistens Komödien. Die Idee zu Gruft mit Aussicht kam ihm in Kanada. Bis heute hat Robbins, der klassische Musik und Opern liebt, acht abendfüllende Stücke für das Theater geschrieben, selbst in fast 30 Pantomimen mitgespielt, an Musicals mitgearbeitet, gegen 20 Märchen – der produktivste Zweig seines Schaffens – fürs Kindertheater umgeschrieben und damit so nebenbei alle Kassenrekorde gebrochen. Robbins ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Dartmoor.

Das Stück

Monument House, ein abgelegener Landsitz 50 Meilen von London entfernt und Heim der Familie Tomb. Nebelschwaden trüben die Sicht auf den herrlich blühenden Garten. Düstere Stimmung liegt über der Bibliothek.  Grimmig starrt Septimus Tomb, vor kurzem verstorbenes Familienoberhaupt und Patriarch, von seinem majestätischen Porträt über dem Kamin in den kahlen Raum. Nervös und angespannt warten die sechs Erben auf die Testamentsverkündung. Einzig Hamilton Penworthy, der angesehene Anwalt der Familie, weiss um die Aufteilung des riesigen Vermögens (7 Millionen Pfund) und scheint äusserlich die Ruhe selbst. Eifersucht, Neid und Geschwisterzwist vergiften die Atmosphäre und deuten auf seit Jahren schwelende Konflikte hin: der älteste Sohn Lucien, der im Ostflügel mit gefährlichen Chemikalien experimentiert, ist nicht zuletzt wegen seiner Selbstherrlichkeit bevorzugte Zielscheibe der zynischen, apfelkauenden Furie Emily. Ganz anderen Interessen geht deren Zwillingsschwester Monica nach. Lüstern und vampyrisch kann sie ebenso gefährlich sein wie ihre gespenstische, giftmischende Schwester Dora. Auch die zwei anderen Brüder, beide dem Wahnsinn nahe, fallen aus dem Rahmen: Oliver, Nesthäkchen der Familie und angekettet im Keller, hält sich für einen Werwolf; Marcus, betreut von der anziehenden Krankenschwester Anne Franklin, glaubt er sei Julius Cäsar und deshalb seiner Ermordung nahe.
Dann nimmt alles eine unvorhergesehene Wende, als zur Testamentseröffnung plötzlich zwei Fremde auftauchen. Ermyntrude Ash, ihres Zeichens Kitschautorin, trifft in Begleitung ihres jugendlichen Assistenten Peregrine Potter im Momument House ein und entpuppt sich überraschenderweise als Haupterbin des Tombschen Vermögens.
Das zwielichte Spiel von Hell und Dunkel, Angst und Misstrauen, Liebe und Tod lässt alle Beteiligten gleichermassen verdächtig erscheinen. In diesem  undurchdringlichen Netz voller Verstrickungen haben auch Blumenbeete, Portwein, Geheimtüren oder die hexenhafte Haushälterin Agatha ihre besondere Bedeutung. Für das Publikum verspricht diese verzwickte Konstellation zwei Stunden voll atemberaubender Spannung sowie traditionell humorvolle,  rabenschwarze und echt britische Unterhaltung – und die einzige Gewissheit: «Erben bringt Sterben»!

Personen

Lucien Tomb (Stefano Christen)
Marcus  Tomb (Thomas Stein)
Dora Tomb (Sonja Wenger)
Emily Tomb (Heidi Metzner)
Monica Tomb, ihre Zwillingsschwester (Jacqueline Hänni)
Hamilton Penworthy, Anwalt (Andreas Keller)
Ermyntrude Ash, Schriftstellerin (Corina Hausherr)
Peregrine Potter, ihr Sekretär (Lukas Schönenberger)
Anne Franklin, Krankenschwester (Nici Gallo)
Agatha Hammond, Haushälterin (Iris Zantop)

Staff

Regie & Choreographie: Tom Egli
Kostüme: Nici Gallo
Bühnenbild: Carolina Sigg
Maske/Publicity: Jacqueline Hänni
Technik: Christian Fehr
Werbung: By Heart, Werbeagentur
Medien: Thomas Stein
Koordination: Andreas Keller